Mit dem Wohnmobil auf Tour

Freitag 1.August 2008

Wir verlassen unseren Stammplatz in Caslino al Piano. Ja, richtig wir sind in Italien. Eigentlich war Dänemark geplant, doch die Wetterprognosen versprachen für die nächsten Tage nur schlechtes Wetter. Dies veranlasst uns, die Tour kurzfristig zu ändern und Richtung Süden zu fahren. Gestern abend haben wir bereits eine Pizza in unserer Pizzeria in Lomazzo abgeholt und sind zum Parkplatz in Caslino al Piano gefahren, wo wir eine ruhige und sehr milde Nacht verbrachten. Bevor wir auf die Autobahn fahren, tanken wir für €1.49 Diesel.

Mittagspause bei der Raststätte nach Parma, wo wir einen köstlichen Lavazza geniessen.

Wir haben unser erstes Ziel, den Camping Michelangelo in Florenz erreicht. Diesen Platz kennen wir von früher. Damals war er sehr günstig. Er liegt zentral, direkt neben dem Piazzale Michelangelo. Das Zentrum ist zu Fuss in 10 Minuten erreichbar. Weil dieser Campingplatz heute nicht mehr der Gemeinde gehört, haben sich die Preise gewaltig nach oben verschoben. €44.70 bezahlen wir für eine Nacht.

Camping Michelangelo

Um 17:00 h, es hat immer noch über 30°, gehen wir über den Piazzale Michelangelo ins Zentrum hinunter nach Florenz, eine der grossen Kunststädte Italiens. So steht es im Reiseführer. Über den Ponte Vecchio geht es vorbei an altehrwürdigen Palästen bis zum Dom.

Für mich ist, trotz grosser Hitze, Staub und der vielen Autos, Florenz die interessanteste Stadt in Italien. Eine ganz besondere Atmosphäre spürt man am Abend in Florenz. Wir geniessen es, einfach durch die Gassen zu schlendern und dem Treiben zuzusehen. Dieses mal lassen wir es uns nicht nehmen und essen in einem der zahlreichen Restaurants ein Touristenmenu. Die Betonung fällt ausdrücklich auf "Touristenmenu"!

Bevor wir spät abends müde ins Bett fallen, beschliessen wir im Campingrestaurant einen kleinen "Chianti" zu trinken. Es hat sehr viele Jugendliche auf dem Platz und es geht sehr laut zu und her. Als wir den Wein bestellen, schaut uns die junge Studentin hinter der Bar erstaunt an, überlegt kurz, greift in eine Schublade, nimmt ein Tetrapack heraus und giesst etwas in einen Plastikbecher. "Ist das Wein?" erkundigt sich Heidi. "Si si" bekommt sie zur Antwort.

Trinken konnten wir diese undefinierbare Brühe nicht.

Sind wir hier wirklich in der Toskana?

Ponte Vecchio

Florenz ist für mich die interessanteste Stadt in Italien.

Samstag 2. August 2008

Irgendwie sind wir froh, dass wir diesen lauten Campingplatz verlassen. Für einen weiteren Aufenthalt in Florenz werde ich mich erkundigen, ob es noch einen anderen Platz gibt. Im Norden von Florenz soll es einen Wohnmobilstellplatz geben. Unsere Fahrt geht mitten durch die Toskana Richtung Siena. Unterwegs machen wir bei einem Coop halt, um unser Womo mit Proviant zu füllen. Dieser Einkauf wird für uns eine Geduldsgrobe. Es ist Samstag und wir haben das Gefühl, die ganze Provinz kauft gerade jetzt hier in diesem Coop ein.

In Siena folgen wir dem Stellplatzwegweiser, der uns zu einem Parkplatz in der Nähe des Bahnhofs führt.

GPS: E11°18'57" N43°20'00"

Eigentlich wollen wir hier etwas ausruhen und das Mittagessen zu uns nehmen. Doch als der Kassier kommt und €20.- kassieren will, entschliessen wir uns, zu bleiben. Beim Stellplatz handelt es sich um einen Parkplatz, der für Busse und Wohnmobile reserviert ist. Es hat WC und eine Entsorgungsstelle. 20 Euro sind für diesen Platz mehr als genug, aber es hat Schatten und Siena bei Nacht ist immer eine Reise wert.

Heute wird im Restaurant Gobbo gegessen, den von diesen Touristenmenus haben wir die Nase voll.

Siena durch und durch mittelalterlich mit einem prachtvollen Dom ist viel ruhiger als Florenz. Innerhalb der Stadtmauern, die noch vollständig erhalten ist, ist das Autofahren verboten und die engen Gassen laden zum spazieren gehen. Eine besondere Atmosphäre strahlt die muschelförmige Piazza del Campo aus.

Siena

Sonntag 3. August 2008

Nachdem wir entsorgt und den Wassertank gefüllt haben, geht die Tour weiter quer durch die Toskana Richtung Umbrien. Beim Lago Trasimeno machen wir einen Abstecher nach Castiglione del Lago. Wir wollen uns persönlich davon überzeugen, ob es hier keinen Stellplatz mehr gibt, wie es in den deutschen Foren geschildert wurde.

Und es gibt ihn doch. Der Stellplatz liegt sehr schön zwischen Strasse und See. Ein paar Bäume spenden Schatten. Wir wollen weiter bis nach Assisi.

Wir fahren auf den ersten Parkplatz vor Assisi. GPS: E12°36'04" N43°04'40" Zunächst stärken wir uns im Wohnmobil. Zu Fuss bis zur Kirche sind es bestimmt 30 bis 40 Minuten und dies ist uns bei dieser Hitze zu anstrengend. Deshalb lade ich den „Mio“ ab, mit dem wir die letzen Meter bis zur Basilika fahren werden.

Der Platz mit der doppelten Basilika ist sehr eindrücklich. Abgesehen von dem Kirchenkitsch, der hier in allen Variationen verkauft wird, hat uns der Ort sehr gut gefallen. Allerdings können wir die Aussage nicht verstärken: "Das muss man unbedingt mal gesehen haben."  Eigentlich könnte man auf dem Parkplatz gut übernachten. Da in der näheren Umgebung beinahe jede Gemeinde einen Stellplatz hat, beschliessen wir etwas weiter zu fahren.

Vorbei am Stellplatz von Cannara fahren wir zum sehr grosszügig angelegten Stellplatz von Bevagna. Hier lässt es sich sicher gut schlafen, denken wir, beschliessen jedoch, weiter bis nach Montefalco zu fahren. Montefalco, das tönt irgendwie nach einem Grafen.

Als wir auf den Stellplatz unterhalb der alten Stadtmauer fahren, sind wir begeistert. Ein Stellplatz für uns ganz alleine mit einer fantastischen Aussicht.

Assisi

Montag 4. August 2008

Nach dem Frühstück gehen wir in den kleinen Supermarkt und decken uns mit dem Nötigsten ein. Danach geht die Fahrt weiter auf der SS3 bis kurz vor Spoleto. Jetzt geht es durch den Tre Valli Umbre auf die SS209. Auf dieser fahren wir Richtung Nord-Ost bis nach Cerreto di Spoleto, wo wir auf die SS320 wechseln.

Unser erstes Ziel, Norcia im Monti Sibillini Nationalpark ist erreicht. Bei der Besichtigung der sauber rausgeputzten Stadt kommen wir an einem kleinen Laden vorbei, aus dem es hervorragend riecht. Hier kann keiner einfach so vorbeigehen ohne was zu kaufen. Obwohl unser Wohnmobil bereits randvoll mit Proviant ist, können wir nicht wiederstehen. Wurst und Salami vom Wildschwein.

Vollgepackt fahren wir weiter zu unserem Ziel, dem Parc Nazionale del Gran Sasso e Monti della Lago. Die Strassen hier sind besser, als ich mir das vorgestellt habe.

Wir erreichen unser Ziel und werden abermals nicht enttäuscht. Auf der Strasse, die um den dunkelblauen See führt, stehen einige Wohnmobile. Bis auf einen Luzerner, von dem wir freundlich begrüsst werden, stehen vorwiegend Italiener hier. Obwohl wir kaum Italienisch sprechen, kommt man sehr schnell ins Gespräch. Als ich zu verstehen gebe, dass ich kein "Gas Olio" mehr in meinem Roller habe, organisiert unser Nachbach sofort jemanden, der sich in dieser einsamen Gegend auskennt. Der erklärt mir sehr ausführlich, dass es im kleinen Ort auf der anderen Seeseite eine kleine Tankstelle gibt. Campotosto, so heisst dieser Ort. Auch ein kleinen Laden und eine Bäckerei soll es dort geben. Na, schauen wir mal, wie lange wir bleiben.

In der Abenddämmerung bemerken wir, wie klar die Luft hier oben ist. Immer neue Berge erschienen am Horizont. Nach Sonnenuntergang wird es merklich kühler und wir verziehen uns ins Wohnmobil.

Norcia im Monti Sibillini Nationalpark

Dienstag 5. August 2008

In der Nacht fiel die Temperatur auf 8° herunter und der Himmel präsentiert uns ein herrlicher Sternenfirmament. Ja, jetzt merken wir, dass wir auf 1313 Metern sind. Sobald die Sonne hinter den Bergen erscheint, klettern die Temperaturen sehr schnell auf über 30°. Heute wird ein Ruhetag eingeschalten. Einfach geniessen, Reisebericht schreiben und im kristallklarem Wasser baden. Ausser den Motorrädern, die von Zeit zu Zeit vorbeisausen, ist es sehr ruhig. Um 15:00 kommt ein Eismann mit seinem Wagen und verkauft frische Gelati.

Ach ja, beinahe hätte ich das vergessen. Gegen Abend kommt uns ein Italiener von einem benachbarten Wohnmobil besuchen. Er bringt uns Prospekte von seiner Gemeinde. Brisighella, noch nie gehört. Gemeinsam wird auf der Strassenkarte dieser Ort gesucht. Leider sprechen wir beinahe kein Italienisch, aber der Mann gibt sich alle Mühe. Irgendwie gibt er uns zu verstehen, dass er der Initiant eines neu errichteten "Sosta Camper" in Brisighella ist. "Si Si" sage ich und mache eine Notiz auf der Karte. Der Ort Brisighella liegt bei Faenza auf der Route Milano Ancona und ein Stellplatz nahe der A14 ist immer eine gute Sache.

Parc Nazionale del Gran Sasso e Monti della Laga

Mittwoch, 6. August 2008

Bevor wir die Fahrt Richtung L'Aquila unter die Räder nehmen, fahren wir einmal rund um den Lago di Campotosto. Nur ein paar km weiter, am östlichen Ende des Sees, entdecken wir ein kleines Restaurant. Der Ort Campotosto ist wirklich sehr klein. Aber es hat ein kleines Hotel mit Restaurant, einen Laden, eine kleine Tankstelle und eine Bäckerei. Eine steile Serpentinerstrasse führt hinunter auf die SR80. Danach geht es wiederum um etliche Spitzkehren bis nach L'Aquila. In L'Aquila gibt es auch einen Wohnmobilstellplatz. Da es hier sehr hektisch und laut zu und her geht, beschliessen wir gleich weiter zu fahren.

Auf der N261 geht es weiter Richtung Südost. Die Strasse ist sehr gut ausgebaut jedoch sehr kurvenreich. Die Gegend hier ist sehr dünn besiedelt.

Im Molina legen wir die Mittagspause ein und trinken danach einen Lavazza in der kleinen Bar bei der Kirche. Es ist sehr heiss und wir sind froh, im kleinen Kaffee im Schatten zu sitzen.

Molina

Kurz nach Molina, ich glaube es ist in Castel di Ieri passiert es. Irgendwie habe ich die nette Stimme aus dem GPS falsch verstanden und ich bin falsch gefahren. Das geht ja noch. Aber das kleine Ding hat so schnell eine neue Route berechnet, dass ich es gar nicht gemerkt habe. Voller vertrauen fahren wir die kleine Strasse hoch und immer höher bis wir eine herrliche Aussicht geniessen können.

Wiedereinmal hat uns das GPS an einen Ort geführt, den wir sonst nie angefahren hätten. Auf der Karte sehe ich, dass wir mitten im Parco Regionale Sirente-Velino sind. Es ist so einsam und ruhig hier oben. Eigentlich ideal zum Übernachten. Etwas unwohl ist mir nur, weil die Tankanzeige bereits Richtung roter Bereich geht. In Pescina wird als erstes Diesel gebunkert. Danach geht es wiederum steil bergauf Richtung Parco Nazionale d'Abruzzo; unserem nächsten Ziel.

In Pescasseroli fahren wir auf den Camping Sant Andrea. Pescasseroli ist sehr touristisch und überall stehen Schilder, die das freie Übernachten verbieten. 20 Euro kostet eine Übernachtung, inkl. Strom und Duschen. Der Camping ist sehr zentrumsnah. Nach dem Abendessen schlendern wir einwenig durch die Gassen, die hier gar nicht so typisch italienisch sind.

Parco Nazionale d'Abruzzo

Donnerstag, 7. August 2008

Etwas unterhalb von Opi führt die SR479 hinauf zum Lago di Barrea einem weiteren Bergsee. Uns jedoch zieht es nun ans Meer. Wiederum müssen wir zunächst einige Höhenkilometer bewältigen. Zunächst geht es auf der SR83 steil hinunter bis nach Alfedena. Von hier geht es quer durch die Berge. Zuerst hinauf nach Rionero (1051m), danach steil hinunter nach Vandra (425m), und weiter über einen Pass (882m) bis wir in Isernia, (423m) landen. Jetzt geht es auf der gut ausgebauten N650 Richtung Meer. Im Porolano haben wir einen Stellplatz bei San Salvo ausgemacht. Dieser soll sich direkt am Meer befinden. Den Stellplatz, es handelt sich um einen umfunktionierten Parkplatz, finden wir ohne Umwege. Es hat Duschen, WC-Anlagen und sogar Schatten. Zum Meer muss man die Strasse überqueren. Die Wohnmobile stehen etwas eng und es scheint sehr familiär zu sein. Das einzige was uns nicht gefällt ist der Lunapark auf der anderen Strassenseite. Das kann in der Nacht sehr laut werden.

Auf dem GPS sehe ich ein paar km südlicher einen weiteren Platz. Diesen fahren wir an und landen wiederum auf einem umfunktionierten Parkplatz. Es gibt keinen Schatten und der Platz ist so heiss, dass einem der Atem stehen bleibt. Wir essen eine Kleinigkeit und beschliessen, 100 km weiter in den Gargano zu fahren.

Kurz vor Peschici sieht Heidi eine alte Holztafel auf der Sosta Camper steht. Wir folgen dem Schild und landen in einer Sandbucht direkt am Meer. In der zweiten Reihe ist noch genug Platz für uns. Der Platz ist neu angelegt und befindet sich zwischen dem Sandstrand und einem Tomatenfeld. Es wurde lediglich der Boden vom Tomatenfeld etwas flachgedrückt. Dies veranlasst mich, mit dem Roller nach Peschici zu fahren um zu sehen, ob es dort noch Platz hat. Der Stellplatz in Peschici befindet sich jedoch direkt an der Durchgangsstrasse. Zum Meer sind es einige 100 Meter. Ausserdem stehen die Wohnmobile sehr eng.

Als ich wieder zurück zum Womo komme, werde ich dort sehnlichst erwartet. Heidi hat einen Platz in der ersten Reihe reserviert und ein anderes Womo fährt gerade auf den Platz. "Super" sage ich, und schnell ist das Womo umparkiert. Was dem neu ankommenden Camper gar nicht gefällt.

"Hier bleiben wir"

Freitag, 8. August 2008

Der Platz vor dem Womo ist etwas eng, aber es geht. Ein paar Bäume spenden Schatten und zum Wasser sind es gerade 20 Meter. Auf dem Stellplatz herrscht grosse Aufbruchstimmung und immer wieder gibt es einen freien Platz in der ersten Reihe. Wir beschliessen, bis Montag hier zu bleiben.

Am Nachmittag werde ich auf "Baseldütsch" angesprochen. "Ist dieser Platz neben euch noch frei? Oder ist der vielleicht reserviert?" "Reserviert?, hier ist doch nichts reserviert!" Antworte ich.

Der Stellplatz ist sehr einfach eingerichtet und kostet 23 Euro pro Tag. Es hat Strom, einen Bodeneinlass zum entsorgen, und ein Wasserschlauch, der zum Duschen und Wasserholen herhalten muss. Wir geniessen den ganzen Tag am Platz.

Gegen 17:00 machen wir uns auf die Suche nach einer Bäuerin, die wir vor 15 Jahren hier kennenlernten. Sie verkauft Wein und andere Delikatessen aus der Region. Man konnte bei ihr Essen, was damals ein einmaliges Erlebnis war. Es ist immer noch sehr heiss, so dass die Fahrt eine echte Qual für uns war. Leider finden wir das Bauerngut nicht. In Peschici aber finden wir sofort die kleine "Macelleria", bei der wir damals bestens bedient wurden. Auch heute werden wir mit dem Bistecca, das wir einkaufen nicht enttäuscht.

Auf dem Weg zurück zum Womo finden wir ein kleines Gut, bei dem es Wein, Olivenöl und köstliche Delikatessen, eingemacht in bestem Olivenöl, aus der Region gibt. Zu unserer Überraschung spricht die Frau sehr gut „Schweizerdeutsch“ und man kommt schnell ins Gespräch. Wie sich herausstellt, ist sie in Wil aufgewachsen und lebt nun wieder hier.

"Calenella San Menaio"

Samstag, 9. August 2008

Wie gestern geniessen wir das Frühstück mit Blick auf das offene Meer. Letzte Nacht kühlte es kaum ab. Um 23:00 hatte es immer noch über 25°. Ich beschliesse, mit dem Roller nach Vieste zu fahren, um den dortigen Stellplatz zu besichtigen.

Der Stellplatz San Lorenze befindet sich bei GPS: N41°53'40" E016°09'30" Er ist geschützt in einem stillgelegten Steinbruch angelegt und hat Duschen. Zum Strand muss man jedoch die stark befahrene Strasse überqueren. Ich fahre noch etwas weiter bis zum Strand südlich von Vieste. Tausende drängen sich an den Strand und es ist sehr laut. Auf dem Rückweg nehme ich nicht die Abkürzung durch die Berge sondern fahre entlang der Küste. Letztes Jahr hat ein Feuer den ganzen Wald zerstört. Vorbei ist der herrliche Duft der Föhren. Es riecht immer noch nach Brand. Kein Baum, der Schatten spenden könnte, ist stehen geblieben. Ich bin gespannt, wie lange es dauert, bis die ganze Gegend mit Ferienhäusern überbaut ist. Auch der Camping San Nicola, den wir vor 14 Jahren besucht haben, sieht nicht gerade einladend aus.

Zum Abendessen beschliessen wir mit unseren neuen Nachbaren, Coni & Roli, zur Trabucci, die wir von unserem Stellplatz aus sehen, zu wandern. Trabucci, so nennt man die Fischerplattformen, die vor allem in Apulien häufig vorkommen.

Leider kommt ein Gewitter auf und wir müssen den Plan fallen lassen. Stattdessen gehen wir gemeinsam in die Pizzeria auf dem nahegelegenen Campingplatz und verbringen eine schönen Abend.

"Trabucci"

Sonntag, 10.August 2008

Der Wind hat die Gewitterwolken vertrieben und der Himmel erstrahlt in einem klaren blau. Ideal um ein paar Fotos aus der näheren Umgebung zu machen. Immer mehr Wohnmobilkarawanen drängen sich durch die engen Strassen und unser Stellplatz wird bis zum Abend voll. Wir sind froh, einen so schönen Platz direkt an der Calenella San Menaio, so heisst dieser Strand, zu haben. Zusammen mit Coni & Roli wandern wir am Abend zur Trabucci, geniessen den "Pesce e frutti di mare".

Diese Atmosphäre hier draussen und die tolle Stimmung überragen das etwas gehobene Preisniveau und die durchschnittliche Küche.

Montag, 11. August 2008

Mit dem Roller geht’s nach dem Frühstück nach Peschici. Schon von weitem bietet sich ein traumhafter Anblick der alten Häuser, die sich auf einer Felsnase über dem Meer drängen. In der Altstadt mache ich mich auf die Suche nach "FRA STEFANO", einem Restaurant, in dem nur Produkte aus der Region serviert werden. So war das jedenfalls vor 14 Jahren. Gibt es dieses Restaurant noch? Oder musste es einer Pizzeria weichen? Ich wollte die Suche schon aufgeben, als ich plötzlich davor stehe. Obwohl noch geschlossen, betrete ich das kleine Lokal, in dem schon fleissig gekocht wird. Wir schauen uns um und nehmen eine Visitenkarte mit.

Dienstag, 12. August 2008

Wie jeden Morgen fahre ich mit dem Roller nach Peschici in die kleine Bäckerei. In einem kleinen Markt wird das Nötigste für den Tag besorgt. Danach wird Siesta gemacht und dem Treiben auf dem Platz zugeschaut. Immer wieder kommen neue Wohnmobile und andere verlassen den Platz. Dabei ist zu beachten, in was für einer Schräglage die Wohnmobile zur Entsorgungsstation fahren.

Wir beschliessen, heute abends Bei "FRA STEFANO" zu essen. Conny und Roli werden uns begleiten.

Dieses Restaurant kann ich jedem, der mal nach Peschici kommt, wärmstens empfehlen. Besonders die Vorspeisen sind eine Delikatesse. Eine Reservation ist auf jeden Fall erforderlich.

Als wir das kleine Lokal verlassen, erschlägt es uns fast. Hunderte von Touristen drängen sich durch die engen Gassen. Uns bleibt nichts anderes übrig, als mit dem Strom mitzugehen. Dies dauert bis ca. 02:00 in der früh. Zu guter Letzt musste Conny feststellen, dass ihr Motorradhelm gestohlen wurde.

Peschici

Mittwoch, 13. August 2008

Heute wird unser letzter Tag an der Calenella San Menaio sein. Aus diesem Grund fahren wir nochmals zur . . . . . . . und kaufen bei ihr ein. Neben Olivenöl und Wein werden verschiedene Produkte, in Olivenöl konserviert, angeboten. Wir werden sehr freundlich bedient und können alles degustieren. Weil die Frau sehr gut deutsch spricht, ist die Verständigung kein Problem.

Schnell ist alles verstaut und es geht zurück auf den Stellplatz. Zum letzten Mal  herumliegen und einfach das Leben geniessen.

Abends wird gekocht und gemeinsam mit unseren liebgewonnenen Nachbarn gegessen. Zum Schluss bekommen wir Besuch von einer Gottesanbeterin.

Auch diese Nacht wird wieder sehr mild.

Azienda Agricola Tavaglione

Donnerstag, 14. August 2008

Um dem Ansturm, der jeden Morgen Richtung Strand fährt, auszuweichen reisen wir früh ab. Wir wollen bis Rodi Garganico fahren und dort am Strand frühstücken. Als wir in Rodi sind, steigt uns ein beissender Rauch in die Nase, der aus den Bergen wie Nebel herunterkommt. In der Nähe scheint wiedereinmal der Wald zu brennen. Sofort fahren wir weiter bis wir in einem Olivenhain einen geeigneten Platz entdecken.

Nach dem Frühstück fahren wir die nächste Tankstelle an, um den Tank vor der Autobahn nochmals randvoll zu füllen. € 1.42 bezahlen wir pro Liter.

Die Fahrt auf der A14 in Richtung Norden geht sehr zügig voran. Bei San Benedetto del Tronto sehen wir die Hügellandschaft der Marken. Die Autobahn verlassen und durch diese wunderbare Landschaft zu touren. Ja, dass würden wir jetzt gerne machen.

Auf dem Rastplatz kurz vor Pedaso machen wir eine Pause und essen eine Kleinigkeit. Ich programmiere mein GPS auf den Platz bei Gabicce Mare, den ich zuvor bei Arno per SMS erhalten habe. Zur Sicherheit, falls dieser voll ist, wird noch ein Zweiter programmiert.

Bei über 30° geht es weiter auf der monotonen Autobahn. Es hat sehr wenig Verkehr und kaum LKW's auf der A14 und wir kommen dementsprechend gut voran. Aus diesem Grund beschliessen wir kurz vor der Ausfahrt Cattolica weiter bis zu Ausfahrt Faenza zu fahren.

In Faenza wird nochmals tüchtig eingekauft. Proviant für das nächste halbe Jahr. Diesel für €1.45 müssen wir ebenfalls tanken. Als der Tankwart erfährt, dass wir in Brisighella übernachten wollen, gibt er uns zu verstehen, dass man in Brisighella sehr gut essen kann und gibt uns seine Empfehlung mit auf den Weg.

Nach kurzem suchen finden wir den Stellplatz, den uns der freundliche Italiener vor ein paar Tagen beim Lago di Campotosto empfohlen hat. Er hat nicht zuviel versprochen. Der Stellplatz befindet sich in einem Wohngebiet und wurde von einem Parkplatz in ein Wohnmobilstellplatz umgestaltet. Eine neue grosszügige Ver- und Entsorgungsstation wurde angelegt. Eine derartige habe ich noch nie gesehen. Die ganze Anlage lässt sich mit den Füssen bedienen, so braucht man nichts Unhygienisches anzufassen. Als wir die nagelneue Entsorgungsstation ausprobieren hören wir plötzlich einen Roller auf den Platz fahren. Hey, wer ist denn das . . . "Buona sera" Freude herrscht. Der nette Italiener mit seiner Frau kommt auf uns zu und sie begrüssen uns. Die Freude ist gross. So wie wir die beiden verstanden haben, sind wir wirklich die ersten Gäste, die diesen Stellplatz benützen. Schnell werden noch einige Tipps betreffend Abendessen eingeholt.

Zu Fuss gehen wir in die kleine Altstadt und wir sind begeistert.

Kaum entdeckt uns der Carabinieri, der in seiner schmucken Uniform dort steht, kommt er auf uns zu und begrüsst uns sehr herzlich. Wir geben uns als Deutschweizer zu erkennen und sofort wird das Gespräch in perfektem Deutsch weitergeführt, so gut, wie ich es bis anhin noch nie gehört habe. Als wir ihn auf sein gutes Deutsch ansprechen erfahren wir, dass er 20 Jahre in Bozen Dienst gemacht hat und die deutsche Sprache eines seiner Hobby ist. Von ihm erfahren wir, dass Brisighella eines der schönsten Dörfer Italiens ist. Besonders erwähnenswert ist die Galerie, die sich, nicht wie üblicherweise im Erdgeschoss, sondern auf der ersten Etage befindet. Als wir dem Carabinieri mitteilen, dass wir nun ins Restaurant zum Essen gehen, ist dieser sichtlich begeistert. "Da haben sie die Wahl der Qual" sagt er mit sichtbarem Stolz zu uns. Und weiter: "Brisighella ist nicht nur eines der schönsten Dörfer sondern das Gourmetdorf von Italien." Irgendwie können wir das alles nicht so recht glauben. Die Begrüssung auf dem Stellplatz und jetzt hier im Dorf, das eines der schönsten Dörfer Italiens sein soll. Dazu noch ein Gourmetdorf.

Als wir durch Brisighella spazieren, entdecken wir tatsächlich an jeder Ecke weissgedeckte Tische mit grossen Weingläsern, die auf Gäste warten. Gezählt haben wir die Speiserestaurants nicht, aber es sind bestimmt mehr als eine Handvoll. Wir lassen uns vom Vorhaben nicht abbringen, in das vom Italiener „Stellplatz“ empfohlene Restaurant zu gehen. So, nun kommt's:

1. Die Speicherkarte der Digitalkamera ist voll. Keine Fotos!!!

2. Dass ich dieses hervorragende Nachtessen mit dem Handy hätte fotografieren können,  habe ich bei der Aufregung ganz vergessen.

3. Ich verspreche,  nochmals nach Brisighella zu fahren und das ganze in Bildern festzuhalten.

Es war einfach genial.

Ein Menu mit so vielen, verschiedenen fantastischen  Geschmacksnuancen wurde uns noch nie serviert.

Brisighella

Freitag, 15. August 2008

Ein Gewitter,  das im Anmarsch ist,  weckt uns mit seinem Donner. Draussen ist es immer noch sehr schwül. Ich verzichte freiwillig auf das Frühstück. Gestern Abend war einfach zu gut.

Bis zur Autobahn sind es 16 km. Wir rechnen uns schon aus, ob wir nicht im Herbst, wenn wir nach Griechenland fahren, hier vorbei fahren können.

Auf der Raststätte in Parma legen wir die erste Pause ein. Der Himmel ist leicht bedeckt,  so dass es viel angenehmer zu fahren ist als gestern.

Wir befinden uns bereits auf dem Umfahrungsring bei Milano und beschliessen, nicht wie üblich über Como in die Schweiz zu reisen. Der Comersee ist unser nächstes Ziel. Es ist der 15. August: ein grosser Feiertag in Italien. So leer habe ich die Autobahn bei Mailand noch nie erlebt. Als wir entlang des Seeufers Richtung Alpen fahren, wird es zunehmend dunkler.

Trotz GPS finde ich den Stellplatz in Colico nicht. Wir fahren auf einen Parkplatz in einer stillgelegten Fabrik, auf dem sich mehrere Italiener mit Wohnmobilen befinden. OK für eine Nacht ist das mehr als gut.

Gegen 18:00 hellt der Himmel auf und wir können dem See entlang spazieren gehen. Bei diesem Spaziergang finden wir den Stellplatz, der sich etwas weiter hinten versteckt hinter einem Seerestaurant befindet.

Stellplatz in Colico

Samstag, 16. August 2008

Als ich das GPS programmiere, will dieses kleine Ding einfach nicht die von mir gewünschte Route berechnen. Ich will jetzt über den Splügenpass und der berechnet die Route über den Maloja. Frustriert lege ich das Gerät beiseite. Den Weg finde ich auch ohne dich.

Kurz vor Prata Camportaccio stehen wir im Stau. Nichts geht mehr. Als wir endlich in Prata Camportaccio ankommen, fahren wir auf den dortigen Stellplatz. Mal abwarten bis sich der Stau aufgelöst hat. Ausserdem ist gerade Markt und wir kaufen nochmals diese feinen Pfirsiche, die es bei uns nicht gibt.

Um dem Stau auszuweichen, fahren wir auf Nebenstrassen auf die SS36. Kaum sind wir auf dieser angelangt, sehen wir eine Höhenbegrenzungstafel (3.5m). Na also, denke ich mir, geht doch. Kurz nach Chiavenna folgt eine steile, sehr enge, Serpentinersteigung. Wie eine Treppe haben sie die Strasse an den Hang gebaut. Danach wird die Strasse breiter und bis Campodolcino ist sie gut ausgebaut. Nach Campodolcino wird es wieder enger und es folgt erneut eine steile Serpentinersteigung. Und dann geschieht es, wir sind geschockt. Nach einer Haarnadelkurve bleiben wir vor einer Galerie stehen. Das kann doch nicht wahr sein. Was soll diese 2.5m Höhenbegrenzungstafel hier? Warnblinker an, aussteigen und das Ganze von der Nähe ansehen. So, nun weiss ich, warum mein GPS diese Route  nicht annehmen wollte. Da nützt alles nichts. Entweder wir fahren die ganze Serpentinersteigung wieder retour hinunter oder wir wenden. Ich starte ein Halsbrecherisches Lenkmanöver. An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an alle Motorrad- und Autofahrer, die so geduldig gewartet haben.

Nach dem Zoll in Castasegna müssen wir uns erst einmal erholen. Eigentlich wollten wir um 14:00 zuhause sein doch nun starten wir eine Tour durchs Bündnerland. Vorbei am Stellplatz von Stampa geht es bis auf dem Malojapass. Nach dem Splügenpass ist die Serpentinersteigung auf den Malojapass ein Kinderspiel. Entlang des Silsersees und des anschliessenden Silvaplanersees geht es nach Silvaplana.

Von hier ist es nicht weit und wir befinden uns auf dem nächsten Berg, dem Julierpass. Wir müssen einmal eine Womotour durch die Schweiz planen. Wie viel mal haben wir diesen Satz schon ausgesprochen. Beim Stellplatz in Bivio mache ich ein Fotohalt. Danach geht die Fahrt über Savognin, wo wir ebenfalls einen Wohnmobilstellplatz ausgeschildert sehen bis nach Tiefencastel.

In Thusis fahren wir auf der uns vertrauten N13 Richtung Chur und danach das Rheintal hinunter.

Etwas müde, aber gesund, treffen wir in Appenzell ein.

Heimfahrt über den Malojapass und den Julierpass

Fazit:

Italien ist eines unserer Lieblingsländer, dies hat diese Womotour wieder bestätigt. Im Reiseführer, ITALIEN vom Michael Müller Verlag, wird dreimal davon gewarnt, nicht im August in den Garganon zu fahren. Dies kann ich nur bestätigen. Falls man jedoch, so wie es uns ergangen ist, das Glück hat, direkt am Strand einen Platz zu finden, machen einem die vielen Italiener nichts aus. Das ist etwas, was wir an den Italienern so schätzen. Es können noch so viele Gäste in einem Restaurant sein, wenn man bedient wird, hat man immer das Gefühl, der einzige Gast zu sein.

Einen besonderen Reiz haben die kleinen Orte im Landesinneren, die vom Tourismus bis heute verschont blieben. Und von denen gibt es in Italien mehr als genug. Für die nächste Womotour habe ich mir bereits einige Notizen gemacht.